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Mal-Inspirationen

Teil 1 - Flechten

Einst, als mein Mann sich aufraffte
so ganz auf die Schnelle
zu meinen Wurzeln, zu meiner Quelle
mit mir in meiner Heimat zu wandern,
ohne Anhang oder mit Andern.
Sah ich an einem Stamm zu meiner Linken
und am Stamm zu meiner Rechten,
an mächtigen Buchen, wunderschöne Flechten.
Die aus Pilzen und aus Algen vereinte Wesen
regten mich an, darin wie in einer Schrift zu lesen.
Furchen und Kanäle
drunter Härchen, wenn ich daran schäle,
diese Formen, diese Farben,
diese Schläuche, oder sind es Narben?
In Metamorphose eine weiße Rose
welch ein Grün, welch ein Blau,
dann Schneeweiß und wieder Grau,
auch etwas Schiefergelb, wenn ich genauer schau!
Ich glaub', die leuchten auch in dunklen Nächten,
diese wundersamen Flechten.

Teil 2 - Holz

Weiter führte uns der schmale Pfad,
nahm plötzlich eine andere Richtung,
wurde Forstweg, ich fand es schad,
zu einer kleinen Lichtung.
Und da, da lagen sie, mehrere der Buchenriesen,
gefällt und mitten in der hohen Wiesen.
Wehklagend schauten mich die abgesägten Flächen an,
obwohl ich ihnen nicht mehr helfen kann.
So hab ich den Kern im Holz entdeckt,
und mich gewundert was da drinnen steckt.
In jedem Baum,
ich glaubt es kaum,
für mich war es keine Frage,
steckt in seinem Kerne eine Sage.
So hat sich ein brauner Schmetterling ganz tief und fest
in des Buchenstammes Kern gepresst.
Dort ein weißes Manderl mit Pfeil und Bogen,
und da im Stamm Wellen mit hohen Wogen.
An dem nächsten will ein großer Fisch einen kleinen fressen,
doch es ist vorbei mit derlei Späßen,
denn dem kleinen wird nichts geschehen,
das Wachsen des Baumes blieb ja stehn.
Ich sah noch vieles an den gefällten Stämmen
neben modrigem Holz mit orangenen Schwämmen.

Teil 3 - Rosen

Wir wandern weiter, vorbei an einem Bauerngarten
mit Blumen aller Farben, aller Arten.
In der Luft
hing ein zarter Duft
von Rosen, Kamille und Rosmarinen,
und einer Minze zwischendrin.
Über den kurzen Zaun rankten wie ein Wunder,
Rosen namens Floribunda,
mit Büscheln voller Blüten
wie in England oder einem Schlossgarten im Süden.
Und dahinter und etwas daneben,
oh, wie herrlich, wie wunderschön ist doch das Leben,
rote, weiße, dunkelrote Rosen
neben violetten Skabiosen.
Auch aprikosenfarbene mit pinken Rändern,
- sie wird sich auch nicht ändern -
war sich wohl bewusst dass sie ihr Leben trug mit Lust.

"Eine wunderschöne Farbpalette",
dachte ich,
"wenn ich doch Papier und einen Pinsel bei mir hätte,
denn was ich bei dieser Wanderung alles hab gesehen,
darf nicht wie ein Nichts vergehen".

Und so sagte ich zu meinem Mann,
dass ich in den nächsten Wochen nicht mehr kochen kann,
denn mir bleibt doch keine andere Wahl,
als dass ich davon ein paar Bilder mal.